Das Bild zeigt einen Comic. Darauf zu sehen sind verschiedene Figuren wie ein schwarz-weißer Kater, Igel Mecki, der in einem Buch liest, Buchhalter Strizz, der auf einem Hocker sitzt und Donald Duck, der sich an ihn anlehnt.

Hessen Ausstellung zu Comiczeichner Volker Reiche in Frankfurt: "Mecki" und "Strizz" hängen jetzt im Museum

Stand: 27.04.2024 15:23 Uhr

Volker Reiche war der erste deutsche Donald-Duck-Zeichner und ist bekannt für seine Bildergeschichten von Igel "Mecki" und Buchhalter "Strizz". Das Museum für Kommunikation Frankfurt zeigt in einer Ausstellung nun auch weniger bekannte Malereien.

Von Elke Ottenschläger

Einen Stift und ein Papier - viel mehr brauchte Volker Reiche nicht, um Mickey, Donald und Co zum Leben zu erwecken. Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre erstellte er aus Bleistiftzeichnungen Werbespots für das "Lustige Taschenbuch" und zeichnete sechs Donald-Duck-Geschichten.

"Bei Donald Duck steigst du ganz oben in der Weltspitze ein", habe er sich damals gesagt. "Den kennen schon eine Milliarde Leute. Das schreibe und zeichne ich."

Vom Jura-Studenten zum Frankfurter Sponti

So einfach, wie es sich anhört, war Volker Reiches Werdegang allerdings nicht. 1944 in Brandenburg geboren, kam er nach dem Krieg mit seinen Eltern nach Hessen. Nach einem Jura-Studium arbeitete er als Referendar am Frankfurter Gericht. Damals, in der wilden 68er-Zeit, der Zeit der Studentenproteste.

Ein Mann mit weißen Haaren und dunklem Sakko steht vor einer grau gestrichenen Wand und blickt auf große Comic-Strips, die daran angebracht sind.

Von Komischem bis hin zu Anne Frank - Reiches Comics sind vielfältig.

"Das hat mich als jungen Mann wirklich angetörnt", berichtet Reiche. Den schwarzen Anzug, den er im Gericht getragen hatte, habe er für die Demonstrationen gegen einen Parka und löcherige Jeans getauscht. "Da war ich halt so ein Frankfurter Sponti", also ein linker Aktivist.

Gesellschaftskritische Comics als Startpunkt

Ein Zwiespalt - immer deutlicher habe er gemerkt, dass er nicht für die juristische Laufbahn gemacht sei. Als politisch interessierter Mensch habe er sich eher als Mahner gesehen, der auf Krisen und Probleme aufmerksam machen wollte.

Seine Rettung: US-amerikanische Underground-Comics für Erwachsene, mit gesellschaftskritischem Inhalt und voller Anspielungen gegen das Establishment. Die habe er Anfang der 1970er Jahre zum ersten Mal zu sehen bekommen und beschlossen, selbst einen zu verfassen. Denn: "Im Gymnasium hatte ich in Zeichnen immer eine Eins."

Direkt auf dem Index

1976 erschien "Liebe", Reiches erster eigener Band. Finanziell entpuppte er sich als Fiasko, aber er generierte Aufmerksamkeit: Wegen seines freizügigen Inhalts landete der Comic prompt auf dem Index.

Das Bild zeigt eine Glasvitrine, in der verschiedene Comic-Hefte ausgestellt sind.

Reiches erster Comic-Band landete auf dem Index.

In der Ausstellung im Museum für Kommunikation in Frankfurt sind Skizzen zu sehen, die Volker Reiche für "Liebe" anfertigte. Außerdem werden mehr als 80 weitere Originalzeichnungen, Drucke und Objekte ausgestellt, die sein Schaffen über die Jahrzehnte widerspiegeln.

Erfolg mit "Mecki" und "Strizz"

Gemeinsam mit Co-Kurator Timo Gertler hat Volker Reiche für die Schau eine breit gefächerte Auswahl aus seinem Lebenswerk getroffen - von Comics für die Satirezeitschriften Pardon und Titanic bis hin zu "Mecki" und "Strizz".

Zwei Männer stehen vor einer grau gestrichenen Wand, an der gerahmte Comics hängen. Volker Reiche, links, hat weiße Haare und trägt ein blaues Shirt und darüber ein braunes Sakko. Rechts ist ein junger Mann mit braunen Haaren, Brille und ebenfalls blauem Hemd und braunem Sakko zu sehen.

Volker Reiche und Timo Gertler in der Ausstellung.

Der Igel-Reporter, aus dessen Leben er für die Zeitschrift Hörzu von 1984 bis 2006 berichtete und die täglich in der FAZ erscheinenden Strips über den Buchhalter mit Lederschlips, pomadiger Frisur und Dauergrinsen brachten ihm schließlich finanzielle Sicherheit.

Ausstellung zeigt auch ernste Seite

Insgesamt 20 Jahre lang, bis 2022, kommentierte er mit "Strizz" für die FAZ das politische und kulturelle Weltgeschehen. Das Museum für Kommunikation zeigt aber noch eine andere Seite von Volker Reiche: die des Malers, der nicht nur heitere, sondern auch ernste Themen verhandelt.

Seine Bilder sind meist im Stil großer Vorbilder wie Pablo Picasso, Max Beckmann und Hieronymus Bosch gemalt. Zu einem "Reiche" werden sie durch eingebaute Comic-Figuren oder Zitate.

Von Anne Frank über Terrorangriffe und den sogenannten Islamischen Staat sind viele Themen dabei, die man von einer Comic-Ausstellung auf den ersten Blick nicht vermutet.

Das Bild zeigt einen Mann mit weißen Haaren und dunklem Sakko. Er lehnt an einer weißen Wand, an der ein großformatiges Gemälde hängt. Darauf zu sehen ist ein Wurm-ähnliches Alien. Ein Mensch mit nacktem Oberkörper und roter Hose richtet eine Waffe auf das Alien.

Reiche vor seinem Bild "Goddamn Aliens".

(Non-)Kommunikation im Fokus

"Die nachtschwarze Non-Kommunikation" nennt er das, denn Krisen und Konflikte seien oft auf misslungene Kommunikation zurückzuführen. Oder sogar auf Kommunikation, die gar nicht erst stattfindet.

Wie zu sehen auf Reiches Bild "Goddamn Aliens" aus dem Jahr 2001, auf dem ein Mensch gar nicht erst versucht, mit einem Außerirdischen zu sprechen - und ihn sofort erschießt.

Volker Reiche - Comiczeichner und Maler

Die Ausstellung im Museum für Kommunikation in Frankfurt läuft bis zum 7. Oktober. Der Eintritt kostet 8 Euro, Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 17 Jahren zahlen 2 Euro.